Mittwoch, 27. März 2019

Asleif II

Ich sollte nie mehr in das kleine Dorf am Fjord zurückkehren, denn Hvalgud hatte andere Pläne mit mir.

Unsere Fahrt führte ins Südmeer, in die Fänge des Abschaums aus El Hammur. El Hammur, von uns Donnoriern auch gerne die „Pestbeule des Südens“ genannt, war das Zentrum des Sklavenhandels in Eventyra. Für uns als freiheitsliebende Donnorier, war die Sklaverei eines der schlimmsten Verbrechen, daß man einem Mitmenschen antun konnte. Natürlich gab es auch bei uns Thralls, Unfreie. Diese aber standen unter dem besonderen Schutz ihres Herren und hatten immer die Möglichkeit, sich freizukaufen. Dies blieb den armen Seelen, die in El Hammurs Fänge gerieten, verwehrt.

Mein Vater wollte also „den verdammten Pestbeulern mal gehörig in den Arsch treten“ wie er sagte.
Allerdings sollte es nicht dazu kommen, denn kaum im Südmeer angelangt traf uns ein schwerer Sturm. So schwer, wie es selbst die erfahrensten Seeleute unseres Clans noch nicht erlebt hatten. Turmhohe Wellen machten mit unserem Langboot was sie wollten und es kam wie es kommen musste: mit lautem Bersten zerbrach das Boot und sank in Sekundenschnelle. Niemand hatte es von Bord geschafft, außer mir. Und das war mehr Glück, als Verstand.

Als uns die fatale Welle traf, hob sich das Heck plötzlich nach oben und ich wurde im hohen Bogen außenbords geschleudert. Mehrere Meter entfernt vom Boot schlug ich auf das Wasser. Zum Glück hatte mein Vater darauf geachtet, daß ich nicht nur Lesen und Schreiben, sondern auch Schwimmen lernte. So konnte ich mich über Wasser halten und sehen, wie das Boot mit Mann und Maus in Sekunden unter Wasser verschwand.

Ich griff mir ein vorbeitreibendes Stück Holz, auf das ich mich stützen konnte und versuchte, mit den Beinen wassertretend, an der Oberfläche zu bleiben.
Nach Stunden, die mir wie Tage vorkamen, legte sich der Sturm und die See wurde ruhiger. Schließlich kam die Sonne heraus und mit ihr kam der Durst.

Ich weiß nicht, wie lange ich so auf dem Brett gehangen habe, ich war halb bewußtlos, als ich fühlte, wie ich hochgezogen wurde und auf schwarzen Planken landete. Eine Hand hielt mir eine Kelle mit Süßwasser hin, die ich gierig leertrank nur um kurz danach alles wieder auszukotzen.
Eine Stimme befahl, mich in den Schatten unter dem Mast zu legen. Nach einer Weile, kam wieder eine Kelle Süßwasser. Diesmal behielt ich es bei mir und war zum ersten Mal in der Lage mich umzusehen.

Ich war auf einer schwarzen Galeere, mit schwarzen Segeln. Das Wappen auf den Segeln kannte ich nur von Zeichnungen, aber ich wußte, daß die goldene Krone auf schwarz nichts Gutes hieß.

Bevor mir noch richtig klar wurde, daß ich ausgerechnet von einem el hammurischen Sklavenschiff aufgesammelt worden war, fand ich mich schon in Ketten liegend im Bauch des Schiffes wieder…

Mittwoch, 20. März 2019

Asleif I

Wie angekündigt hier das Leben meines ersten und ältesten LARP-Charakters als Fortsetzungsgeschichte. Hier können Informationen enthalten sein, die andere Charaktere IT nicht wissen können. Ich vertraue da auf Eure Fähigkeit zu trennen...

Los geht's:


Ich bin Asleif Eiriksson. Geboren wurde ich in der Nähe von Dremmen in Donnor. Das ist im Norden von Eventyra in der schönsten Gegend dieses Kontinents. Ich weiß nicht mehr, wann genau. Irgendwann im Sommer vor bestimmt inzwischen mehr als 40 Götterläufen.

Mein Vater Eirik „die Faust“ Torgrimson war der Chief unseres Clans. An meine Mutter kann ich mich nicht erinnern, sie starb kurz nach meiner Geburt.

Vom Meer war ich schon immer fasziniert. Unser kleines Dorf lag direkt an der Küste an einem eher kleinen Fjord, so daß man vom Strand aus bis hinaus in den Golf von Dremmen schauen konnte. Ich konnte stundenlang im Sand sitzen, die Wellen beobachten und von dem träumen, was dahinter liegen musste.

Mein Vater zog mich mehrfach an den Ohren in die Halla, damit ich endlich einigermaßen Lesen und Schreiben lernte. Heute weiß ich, daß er sich dabei ein Grinsen verkniffen haben musste, denn in seinen Adern floss genauso Salzwasser, wie in meinen.

Ich fuhr, kaum daß ich sicher auf einem schwankenden Deck stehen konnte, oft mit den Fischern hinaus und half auf den Booten. Als dann wieder die Zeit der großen Fahrten gekommen war, durfte ich endlich mit hinaus auf dem Langboot. Stolz stand ich bei meinem Vater am Heck an der Ruderstange. Keinen Blick warf ich zurück, nur nach vorne, wo das Neue lag.

Dabei war die erste Langbootfahrt eher unspektakulär und dauerte nur wenige Stunden. Sie führte nach Dremmen zu einem Thing. Die Hetmänner und –frauen besprachen die Pläne für den Sommer, welche Gegenden sich für eine Raubfahrt eignen würden, welche Pakte geschlossen waren und wer noch welche Rechnungen offen hatte. Das alles interessierte mich wenig. Ich trieb mich lieber am Hafen herum und lauschte den Seebären und –bärinnen wie sie ihr Seemannsgarn sponnen.

Nicht lange danach kam jedoch auch meine erste große Fahrt mit dem Clan. Ich wusste natürlich nicht, daß es auch die letzte sein sollte, aber diesmal drehte ich mich an der Mündung unseres Fjordes um und warf einen Blick zurück auf unser Dorf, wie es im Morgennebel am Strand lag. Man konnte hauptsächlich die Dächer und die Verzierungen am First der Halla meines Vaters sehen, davor den Wald der Masten der Fischerboote. Dieser Anblick hat sich aus irgendeinem Grund in mein Gehirn gebrannt, ich habe dieses Bild immer noch so deutlich vor Augen, als hätte ich es gestern erst gesehen.


Hierhin sollte ich nie mehr zurückkehren…