Ich
sollte nie mehr in das kleine Dorf am Fjord zurückkehren, denn Hvalgud hatte
andere Pläne mit mir.
Unsere
Fahrt führte ins Südmeer, in die Fänge des Abschaums aus El Hammur. El Hammur,
von uns Donnoriern auch gerne die „Pestbeule des Südens“ genannt, war das
Zentrum des Sklavenhandels in Eventyra. Für uns als freiheitsliebende Donnorier,
war die Sklaverei eines der schlimmsten Verbrechen, daß man einem Mitmenschen
antun konnte. Natürlich gab es auch bei uns Thralls, Unfreie. Diese aber
standen unter dem besonderen Schutz ihres Herren und hatten immer die
Möglichkeit, sich freizukaufen. Dies blieb den armen Seelen, die in El Hammurs
Fänge gerieten, verwehrt.
Mein
Vater wollte also „den verdammten Pestbeulern mal gehörig in den Arsch treten“
wie er sagte.
Allerdings
sollte es nicht dazu kommen, denn kaum im Südmeer angelangt traf uns ein
schwerer Sturm. So schwer, wie es selbst die erfahrensten Seeleute unseres
Clans noch nicht erlebt hatten. Turmhohe Wellen machten mit unserem Langboot
was sie wollten und es kam wie es kommen musste: mit lautem Bersten zerbrach
das Boot und sank in Sekundenschnelle. Niemand hatte es von Bord geschafft,
außer mir. Und das war mehr Glück, als Verstand.
Als uns
die fatale Welle traf, hob sich das Heck plötzlich nach oben und ich wurde im
hohen Bogen außenbords geschleudert. Mehrere Meter entfernt vom Boot schlug ich
auf das Wasser. Zum Glück hatte mein Vater darauf geachtet, daß ich nicht nur
Lesen und Schreiben, sondern auch Schwimmen lernte. So konnte ich mich über
Wasser halten und sehen, wie das Boot mit Mann und Maus in Sekunden unter
Wasser verschwand.
Ich
griff mir ein vorbeitreibendes Stück Holz, auf das ich mich stützen konnte und
versuchte, mit den Beinen wassertretend, an der Oberfläche zu bleiben.
Nach
Stunden, die mir wie Tage vorkamen, legte sich der Sturm und die See wurde
ruhiger. Schließlich kam die Sonne heraus und mit ihr kam der Durst.
Ich
weiß nicht, wie lange ich so auf dem Brett gehangen habe, ich war halb
bewußtlos, als ich fühlte, wie ich hochgezogen wurde und auf schwarzen Planken
landete. Eine Hand hielt mir eine Kelle mit Süßwasser hin, die ich gierig
leertrank nur um kurz danach alles wieder auszukotzen.
Eine
Stimme befahl, mich in den Schatten unter dem Mast zu legen. Nach einer Weile,
kam wieder eine Kelle Süßwasser. Diesmal behielt ich es bei mir und war zum
ersten Mal in der Lage mich umzusehen.
Ich war
auf einer schwarzen Galeere, mit schwarzen Segeln. Das Wappen auf den Segeln
kannte ich nur von Zeichnungen, aber ich wußte, daß die goldene Krone auf
schwarz nichts Gutes hieß.
Bevor
mir noch richtig klar wurde, daß ich ausgerechnet von einem el hammurischen
Sklavenschiff aufgesammelt worden war, fand ich mich schon in Ketten liegend im
Bauch des Schiffes wieder…