Kann man IT- und OT-Wissen trennen? Beziehungsweise OT-Wissen im Spiel ausblenden und nicht verwenden oder seine Handlungen nicht davon beeinflussen lassen?
Man kann anzweifeln, daß das funktioniert. Ich persönlich habe den Vorteil, daß ich sehr vergesslich bin, was Details angeht.
Im Broken Crown-Umfeld gibt es eine Einrichtung namens Kampagnentreffen. Kurz gesagt werden hier Handlungen und Aktionen der Fraktionen zwischen den Hauptveranstaltungen geplant. Ich habe an zwei solcher Treffen teilgenommen und dort dann natürlich OT-Wissen erhalten, das mein Charakter zum großen Teil IT nicht haben konnte. Ich hatte Bedenken, ob ich damit würde umgehen können. Letztlich hatte ich damit kein großes Problem, denn wie gesagt, ich habe ein schlechtes Gedächtnis für Details, die ich nur einmal oder ein paar Mal höre.
Im Spiel hatte ich dann manchmal Situationen in denen mir Fragmente von den Details oder Situationen einfielen, aber ich war zu tief im Spiel, um dadurch negativ beeinflusst zu werden.
Die Sache hat zwei Seiten. Die eine ist die persönliche, siehe oben. Man selber hat OT-Wissen, das einem selber eventuell das Spiel beeinflusst oder Szenen kaputtmacht.
Die andere ist das Umfeld. Man kann seinem Umfeld durch OT-Wissen Spielszenen kaputtmachen, durch "spoilern" oder durch Aktionen die vom eigenen OT-Wissen geleitet werden und anderen Spielern Aktionen vereiteln.
Das muss nicht mal absichtlich passieren. Menschen haben ein starkes Unterbewusstsein, das Handlungen beeinflusst. Das kann soweit gehen, daß man sich selber gegenüber verleugnet, daß z. B. die eigene Aktion grade von Wissen geleitet wird, das der Charakter nicht haben kann.
Natürlich kann man das nicht abschalten. Man kann nicht sein eigenes Wissen soweit reduzieren, daß man nicht mehr weiß als sein Charakter. Das funktioniert schon strukturell nicht. Man kann es aber meiner Meinung nach reduzieren. Zum Einen, indem man sich dieser Situation bewußt wird und sich vielleicht mit dem Anziehen der Gewandung einen kleinen Moment Zeit nimmt, auch "im Kopf" umzuschalten.
Zum Anderen denke ich, daß der Grad der Immersion dazu beiträgt, die Handlungen des Charakters mehr und mehr auf dem Wissen das Charakters basieren zu lassen.
Immersion wiederum hängt nicht nur von der äußeren Situation ab, sonder fängt auch wieder bei einem selber an. Wie sehr bin ich bereit, mich auf das Spiel als ein Charakter einzulassen? Wie stark ist meine Fähigkeit zum "Suspense of disbelieve"?
Ich merke beim Schreiben, daß hier der Punkt ist, an dem LARPer und Schauspieler dasselbe tun. Sich auf eine Rolle einlassen und als eine Rolle agieren.
Nachsatz zu Texten wie diesem: mir ist schon klar, daß ich hier keine weltbewegend neuen Erkenntnisse beschreibe. Solche Gedanken wie oben haben andere schon mehrfach und besser formuliert, als ich. Aber dies hier ist mein Blog, da schreibe ich meine Gedanken und Meinungen in meinen Worten rein. Mehr soll das nicht sein.
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