Ja, es wird auch irgendwann mit Asleifs Geschichte weitergehen, aber erstmal ein leicht Off Topic Posting. Es geht immerhin auch um eine Art von Rollenspiel...
Viel Spaß mit:
Der Werbespot
Die
Amateurtheatergruppe, in der ich zu der Zeit aktiv war, wurde von einer
Casting-Firma angesprochen, man suchte Statisten für einen Werbespot, die
Interessenten sollten sich zu einem bestimmten Termin am Rathaus in Lüneburg einfinden.
Dort wurden wir kurz gefilmt und sollten dabei etwas über uns erzählen und was
wir im Theater schon gemacht hatten.
Danach
geschah eine ganze Weile nichts, ich hatte das schon völlig vergessen. Dann
erhielt ich plötzlich einen Anruf, dass man mich für den Spot haben wolle. Als
der Anruf kam, war ich gerade auf dem Weg in ein von der Firma bezahltes
Excel-Seminar. Zwischen Tür und Angel musste ich die Terminplanung machen und
für Urlaub sorgen. Ich sollte für drei Drehtage, Montag bis Mittwoch eingesetzt
werden. Pro Tag gab es 80,00 D-Mark.
Der
Urlaub war genehmigt, Drehtage standen fest und es wurde zu einem ersten
Kostüm- und Maskenprobetermin eingeladen. Meine Größe und mein Umfang machten
beim Kostüm natürlich Probleme. Hemd und Weste waren relativ schnell und
einfach gefunden, nur eine passende Hose hatten die Mädels nicht. Eine schwarze
Hose, mit gehefteten Seitennähten riss mit sattem Ratschen ein, als ich sie
probeweise anzog. Trotzdem wollte der Regisseur eine Testaufnahme mit mir
machen, da ich sogar eine Szene mit Großaufnahme spielen sollte.
Also
ging es in einem leidlich passenden Hemd, einer Weste und der in Fetzen um die
Beine hängenden Hose raus zum Probedreh. Ich sollte „blöd“ in die Kamera gucken
und einen Eimer umgekehrt auf den Boden stellen.
Anscheinend
gelang mir das ganz gut, denn die Szene sollte gedreht werden.
Dann
ging es los, das erste Mal auf einem professionellen Filmset. Was zuerst
auffällt: es geht um Details. Der Drehort ist ein alter Gutshof hinter
Amelinghausen. Einer der Orte von denen man sagt „hier ist die Zeit
stehengeblieben“. Es ist unglaublich, was eine Filmcrew bedenkt und ändert,
wenn sie an einem solchen Ort eine Szene aus den 20er Jahren dreht. Das
Ortsschild wird abgebaut und der Pfosten hinter angelehnten Holzstangen
versteckt. Ein Hinweisschild für die Wasserentnahmestelle für die Feuerwehr
verschwindet hinter einem Busch. Laternen werden abgebaut. Die Zufahrtsstraße
aus Teer und wird auf 800 m mit Sand abgedeckt.
Der
zweite Eindruck ist: Filmdreh heisst warten. Das Einrichten einer Szene dauert.
Als „Hintergrund“ hat man eine kurze Aktion durchzuführen. Zunächst einmal zur
Probe, dann wird alles eingerichtet und dann macht man gefühlte 20 mal immer
das Gleiche. In meiner ersten Szene hatte ich Stühle ca. 5 Meter weit zu
tragen. Immer wieder. Und dazu noch ein einer äußerst unbequemen Haltung. Da
ich nämlich später eine Großaufnahme hatte, musste ich einen Stuhl auf der
Schulter tragen, so dass er mein Gesicht bedeckte.
Dazu
kam die Hitze. Es war sowieso schon ziemlich warm und die Scheinwerfer trugen
ihres dazu bei. Ja, die Scheinwerfer. Auch bei einer Tagszene außen bei
strahlendem Sonnenschein wurden Scheinwerfer eingesetzt. Solche großen
Filmscheinwerfer verbreiten eine ziemliche Hitze.
Ein
Filmset ist auch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Also mindestens zwei Klassen.
Die Produzenten und engsten Mitarbeiter des Regisseurs bekamen eisgekühltes
Obst. Wir Statisten bekamen immerhin Wasser. Das war zwar eine Evian-Flasche,
aber die wurde aus dem Wasserhahn auf dem Hof aufgefüllt. Wenigstens gab es in
der Mittagspause warmes Essen von einem Caterer für alle und das war gar nicht
mal schlecht.
In
zwei Drehtagen habe ich Hufeisenwerfen gespielt, Stühle getragen, einer
Blondine einen Eimer als Tritt hingestellt, stundenlang gewartet, gejubelt,
echte Wurstwaren und falsches Bier betrachtet und mich gelangweilt. Im fertigen
Spot, sieht man mich der Blondine einen Eimer hinstellen, damit sie besser auf
die Bühne steigen kann, um einen Orden zu verleihen. Und das auch nur im
Director’s Cut. Mein Vater war sogar in der Fernsehfassung zu sehen, auch wenn
man dafür scharf aufpassen und wissen musste, wo man hinschauen muss.
Ich
habe den dritten Drehtag dann nicht mehr mitgemacht, weil es mir tatsächlich zu
anstrengend war. “Meine” Szene hatte ich ohnehin abgedreht und es wäre auf
einen weiteren Tag als “Hintergrund” hinausgelaufen.
Während
einer Umbaupause habe ich mit mit einem der Beleuchter unterhalten, der mir von
seiner fingerdicken Lohnsteuerkarte am Jahresende erzählt hat, Festanstellungen
gibt es in der Branche so gut wie gar nicht, und der wiederum meinte, so ein
Außendreh wie dieser sei für die Crew durchaus mal ein Highlight. Bei
Werbefilmen würde man sonst tagelang in dunklen Ateliers stehen und Suppendosen
dramatisch ausleuchten. Selbst ein Pornodreh, den er auch schon beleuchtet
hatte, wird nach den ersten Stunden schnell langweilig...
Spannend
war es allemal, sowas mal mitzumachen (den Werbespot, nicht den Pornodreh).
Aber ich habe dabei auch gemerkt, daß das keine Dauerbeschäftigung für mich
wäre.
Den
Spot habe ich mal auf Facebook hochgeladen. Hier ist der Link: https://www.facebook.com/florian.dehne.7/videos/vb.1537629896/10206267828724781/?type=2&video_source=user_video_tab
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