Mittwoch, 7. August 2019

Sivar V


golden. Klingentanz.
Meine Hand hält ein Schwert. warum, das weiß ich selbst gerade nicht ganz wirklich. aber ich spüre das unebene Leder in den Handflächen. fühle die ungewohnte Schwere der Klinge. ich sehe kaum, wer vor, wer neben mir steht, höre nur des Krieges Lied, überall um mich herum. die Welt ist ein verschwommenes Farbenspiel nur. verworren, doch harmonisch auf unserer Seite. geordneter, wütender und so unglaublich dissonant auf der anderen.
Die Klinge scheint eher noch als ich zu wissen, wo der Feind ist. und schwingt, in meinen Händen doch, wenn er zu nah kommt. ich tanze nicht durch diese Schlacht, wie ich es sonst tue, wenn ich mit dem Schwert statt dem Wort in den Krieg ziehe. zielstrebig diesmal, ohne wirklich zu sehen. in den Feind, ohne zu zögern, ohne Bewußtsein für die Gefahr. und doch soviel bewußter, soviel ruhiger….langsamer fast. als würde diese Klinge in meinen Händen mich führen an diesem Tag. und ich lasse sie. keine Wut in mir, kein Zorn, der mein Handeln bestimmt. nur das Wissen, dass diese Klinge diese Schlacht hätte sehen sollen, und dass ich es möglich mache. Ruhe. in jedem Augenblick. in jedem Schritt. in jedem Hieb der Klinge. in jedem Schrei eines Drachenlosen. in ihrem Blut, das ich doch kaum bemerke.
Hin und wieder tanzt ein Funken Bewußtsein in mir, wenn ich jene treffe, die ich lange schon kenne. gut genug kenne. wenn ihr Blick den meinen sucht. und so wenig nur findet. trotz dem Fehlen der Maske, die mir Begleiter wurde in den Schlachten Elitawanas. und ein Funken Trotz in meinem kaum merklichen Lächeln, wenn ihr Blick die Klinge trifft, die ich trage. und doch nur so wenigen von ihnen klar wird, was falsch ist, an dem Bild, das sie dort sehen.
Keine Worte finde ich in dieser Schlacht. ich, die doch niemals wortlos kämpft. Keine Worte in mir. Nicht für die Drachenlosen. nicht für die unseren. nicht einmal für mich selbst. Nur die Klinge, die mich führt. und die Ruhe, heiß und trocken, niemals eisig, die mich trägt. die keinen Gedanken zulässt, als den nächsten Schritt, den nächsten Hieb und den Halt meiner Hände um den Griff der viel zu langen Klinge.
Der Klinge, die mich mehr führt als ich sie. Keine Freude am Kampf an diesem Tag. Nur das Wissen, dass jemand tun sollte, was ich tue. Warum? das weiß ich nicht. und es kümmert mich nicht. so ungewohnt diese Klinge meiner Hand ist, so unbeholfen ich vermutlich damit bin, alles in mir weiß, dass dies ist, was ich tun will. tun sollte.
also tue ich es.
und erst als des Roten Schwingen leichter werden um uns, als es still wird auf dem Feld, tasten erste Gefühle sich zurück in mein Sein. Die Schwere der Klinge. Das Brennen in meinen Augen, meiner Kehle. Erschöpfung, die immer deutlicher nach mir greift.
Dann sind die Drachenlosen fort. und noch immer ohne nachzudenken, finde ich den Weg zurück. An den Rand der Wiese. Dort bei den Zelten.
Noch immer schweigend knie ich nieder, sehe zum ersten Mal das Blut, das frisch nun von der Klinge rinnt. spüre nun endlich wieder das schmerzhafte Ziehen der doch kaum verheilten Pfeilwunde in meiner Seite. Ich zwinge meine Finger, verkrampft und unwillig, vom Griff des Schwertes. und wieder brennen Tränen, stiller aber als zuvor, in meinen Augen, als ich die Klinge wieder ihm gebe, der sie doch nicht mehr führen vermochte.
Erste Worte finde ich, heiser und brennend in der staubtrockenen Kehle, als ich mein eigenes Schwert, die kurze, so vertraute Klinge vom Boden neben Siwar aufnehme.
"Sie hat die Schlacht gesehen, cyfaill, die sie doch hätte kennen sollen."
dann bricht mir die Stimme. und das Schweigen hat mich wieder.

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