So segelten wir los. Es war ein herrliches Gefühl, wieder
auf See zu sein. Den Umgang mit dem ungewohnten Segelschiff lernte ich schnell,
hatte ich doch sehr gute Lehrmeister.
Wer sich jetzt fragt, wieso ich so schnell über den Verlust
des gesamten Clans und meines eigenen Vaters hinweggekommen bin, dem sei
gesagt, daß ich durchaus in gewisser Weise um sie alle getrauert habe. Aber bei
uns Donnoriern herrscht der Glaube an Hvalgud vor und Hvalgud holt,
insbesondere von der See, die mutigsten und stärksten Donnorier zu sich. Ich vermisste
natürlich die Freunde und meinen Vater, die Trauer fühlte ich jedoch
hauptsächlich darüber, daß ich offensichtlich noch nicht wert war, zu Hvalgud
gerufen zu werden. Nicht, daß wir eine Todessehnsucht haben, aber wenn jemand
so offensichtlich ausgespart wird, macht man sich Gedanken.
Aber fürs Erste war ich froh, wieder auf See zu sein. Wir
hatten uns aus den Plänen von El Barrakuda ein Schiff ausgesucht, was etwas
kleiner als unser Eigenes war, in der Hoffnung, daß die Mannschaftsstärke
unsere nicht überstieg.
Als der Gegner in Sicht kam luden wir die Aale und die Rotze
und machten uns kampfbereit. Wir hielten direkt auf ihn zu und kamen längsseits.
Alle Aale waren auf einer Seite des Schiffes angebracht und bestrichen das Deck
des Gegners mit Bolzen. Mit unserer Rotze schossen wir einen Stein, der mit
Absicht hoch angesetzt war und hauptsächlich die Reling des Gegners
durchschlagen sollte, um Schrapnell über das Deck zu jagen. Wir wollten das
Schiff selber nicht beschädigen, sondern wenn möglich übernehmen.
An Deck landeten wir einige Treffer, aber der gegnerische
Kapitän war gewitzt und behielt seine Leute gut unter Kontrolle. Er nutzte
seine erhöhte Position, um zu sehen, was wir auf unserem Schiff taten und gab
seinen Leuten entsprechende Befehle. So konnten wir nicht ganz so viele Leute
an Deck ausschalten, wie wir es gerne gehabt hätten.
Durch unseren Angriff lagen die beiden Schiffe Bug an Heck,
an unserem Bug hatten wir einen Schützen stehen und auch Imja stand vorne. Der
Schütze hatte aber anscheinend ein Problem mit seiner Armbrust. Er konnte nicht
schnell genug nachladen, um den gegnerischen Kapitän auszuschalten.
Ich stand am Steuer und starrte abwechselnd zu unserem
Schützen und dem gegnerischen Achterkastell. Imja stand mit den Händen an der
Reling und schaute konzentriert auf das andere Achterkastell. Plötzlich hob sie
die Hände und schien irgendetwas zu rufen. Ich konnte über den Kampflärm nicht
hören, was sie sagte. Aber plötzlich schien sich ein Teil des gegnerischen
Kastells in Luft aufzulösen. Teile der Reling, der Bordwand und anscheinend
auch des Bodens waren verschwunden. Jetzt wurde mir klar, warum ich bei Imja
öfter eine Gänsehaut bekam. Sie war eine Fingerfuchtlerin.
Ihr beeindruckendes Kunststück hatte den gegnerischen
Kapitän ins Straucheln gebracht. Er fiel durch den fehlenden Boden in die
darunterliegende Kajüte. Danach brach Chaos an Deck aus, ohne Führung waren die
Gegner leicht überwältigt.
Das Schiff hatte keine Sklaven an Bord aber den Laderaum
voll von Handelswaren. Wir hatten nur wenige aus der Besatzung am Leben
gelassen. Die paar, die übrig waren, wurden in ein Beiboot gesetzt und in die
Niederhöllen gejagt.
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