Skilla war genauso, wie Trom es uns beschrieben hatte. Ein
dreckiges, lautes, stinkendes, verruchtes kleines Nest voll von
Halsabschneidern, Huren, Piraten, Seefahrern und Abenteurern. Mit anderen
Worten, genau unsere Stadt. Alle, die hier waren, hatten einen wichtigen Punkt
gemeinsam: sie hielten die Freiheit hoch und hauten den Pestbeulen aus El
Hammur auf die Fresse, wo es ging.
Es gab alles, was man brauchen konnte, Händler, Kneipen,
sogar eine Schiffswerft. Unter der Oberfläche war Skilla eine funktionierende
Stadt. Es gab einen Gouverneur, aber niemand wußte, wer ihn eingesetzt hatte.
Der Magistrat bestand aus Händlern, die keine Scheu hatten, sich die Hände
schmutzig zu machen und die nicht zu genau nachfragten, woher das Handelsgut
stammte, was man ihnen anbot.
Unser Schiff, die La Perla, war im Hafen bekannt und demnach
auch ihr Eigner. Das konnten wir am hämischen Grinsen des Hafenmeisters
ablesen, bei dem wir die Liegegebühr entrichteten. Ich fragte trotzdem nach.
Und in der Tat kannte er El Barrakuda. Er meinte, es hätte keinen falschen
getroffen.
Imja kümmerte sich mit Tynda um den Verkauf der Waren,
Tronde und ich sahen die Papiere und Logbücher durch und der Rest kümmerte sich
um das Schiff.
Als Imja und Tynda wiederkamen, hatten sie einen Plan für
unsere Finanzen entwickelt. Da wir weiterhin El Barrakuda um seine Waren
bringen wollten und diese regelmäßig verkaufen würden, wollten wir uns ein
Polster an Geld aufbauen. Von den Erlösen würde das Schiff ausgerüstet und
verproviantiert werden, vom Rest würde ein Viertel aufgespart und der Rest
davon würde gemäß den Anteilen auf die Mannschaft verteilt. Kurz gesagt erhielt
der Kapitän, der bei den Südmeerpiraten Kulko genannt wurde, vier Anteile, die Offiziere
drei, Ämter wie Zimmermann und Bordarzt zwei und die Mannschaft einen Anteil.
Von dem aufgesparten Geld würden Reparaturen am Schiff und Entschädigungen für
Verletzungen gezahlt werden.
Aus dem Logbuch konnten wir die Route der Perla entnehmen
und daraus auf weitere Inseln schließen. Anscheinend hatte El Barrakuda ein
Netzwerk von Inseln, die Waren für ihn produzierten. Eine ganze Flotte von
Schiffen musste unterwegs sein, um alles einzusammeln. Wir konnten für den
Moment weder sehen, wo er die Waren verkaufte, noch wo er selber sein
Hauptquartier hatte.
Wir würden die Inseln beobachten und zunächst Schiffe von El
Barrakuda angreifen, um mehr Material zu sammeln. Der angenehme Nebeneffekt
war, daß wir weitere Handelswaren abgreifen würden. Imja hatte gute Kontakte in
der Stadt zu verschiedenen Händlern aufgebaut.
Fürs Erste würden wir auf dem Schiff bleiben, wenn wir in Skilla
waren, aber eine bequemere Unterkunft würden wir uns schnellstens suchen. In
der Zwischenzeit würden wir auf jeden Fall in der Stadt verlauten lassen, daß
wir Leute suchten, die sich uns anschließen wollten.
Trom hatte noch eine gute Idee, was den Namen des Schiffs
anging. „La Perla“ war bekannt, wie wir an der Reaktion des Hafenmeisters
gesehen hatten. Trotzdem würden wir den Namen nicht überpinseln, sondern eine
Tafel mit unserem Namen „Schwarzer Kalmar“ anfertigen und darüber hängen. Wo
wir schon dabei waren, würden wir noch ein paar Tafeln mit weiteren Namen
herstellen und uns auch ein paar mehr Jollys besorgen.
Man konnte nie wissen, wann man eine gute Tarnung brauchte…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen