Donnerstag, 9. Mai 2019

Asleif VIII

Endlich war der Tag gekommen, an dem das Schiff, was wir ursprünglich angepeilt hatten, ankommen sollte. Unsere erste Beute, das Schiff hieß „Kleiner Schnapper“, hatten wir hinter der Insel versteckt. Aus Rinandas Papieren hatten wir erfahren, daß das nächste Schiff „La Perla“ hieß und hauptsächlich Tabak und Seile übernehmen sollte, Vorräte für die Insel würde sie nur wenige mitführen.

Immerhin war es nützlich, schon einiges zu wissen, was wir nicht nur durch Beobachtungen herausfinden konnten. Die ganze Organisation von El Barrakuda schien sehr genau geplant und dokumentiert zu sein. In Rinandas Hütte fanden wir auch einen ganzen Stapel Briefe, der offensichtlich dem Kapitän der Perla mitgegeben werden sollte. Imja erwies sich hier als sehr hilfreich, sie konnte von uns am besten lesen und hatte auch genug Verstand, um Schlüsse aus dem Inhalt der Briefe zu ziehen.

Pünktlich mit der aufgehenden Sonne kam die Perla in Sicht und hielt auf den Steg zu. Wir achteten darauf, am Strand alles normal aussehen zu lassen. Der Kapitän der Perla und auch Teile der Mannschaft begannen die üblichen Spottrufe mit der vermeintlichen Wachmannschaft auszutauschen und als die Perla vertäut war, lies der Kapitän sofort die Gangway hinunter.

So weit so gut, sie schienen keinen Verdacht zu schöpfen.
Wir warteten, daß die ersten Matrosen die Gangway hinunter und zum Strand kamen. Ich stand bei den Hütten und behielt die Einfahrt der Bucht um Auge. Als dort der Schnapper auftauchte, zog ich den Säbel hervor und gab das Zeichen.

Plötzlich sahen sich die Matrosen, die an Land gekommen waren von bewaffneten Wächtern und Sklaven umringt. Die ersten fielen blutend in den Sand, bevor noch allen klar war, was hier passierte.
Der Kapitän der Perla, der schon halb die Gangway hinuntergekommen war, drehte sich um und rief seinen Leuten auf dem Schiff zu, die Aale klarzumachen. In diesem Moment schlugen aber schon die ersten Bolzen von unserem Aal auf dem Schnapper ein.

Der Strand war schnell wieder unter unserer Kontrolle, aber um die Perla mussten wir hart kämpfen und wir konnten froh sein, Unterstützung von See zu bekommen. Der Schnapper kam längsseits, als wir uns die Gangway hochkämpften und die Leute von dort enterten nun ebenfalls die Perla.
Trom und ich kämpften uns zum Heck durch. Wir hatten geplant, den Kapitän möglichst schnell zu überwältigen. Einerseits, um damit vielleicht die Moral seiner Leute zu brechen und sie zur Aufgabe zu bringen, andererseits damit ihm keine Gelegenheit blieb, eventuell wichtige Unterlagen zu vernichten.

Zu zweit stürmten wir in die Kapitänskajüte, als wir ihn auf dem Achterkastell nicht sahen und tatsächlich stand er an seinem Tisch und durchwühlte hektisch die Papiere darauf.
Trom machte kurzen Prozess mit ihm. Wir nahmen seinen Säbel und gingen damit zurück an Deck. Wie erhofft brachte die Kunde vom Tod ihres Kapitäns die restliche Mannschaft dazu, den Kampf einzustellen. Wir setzten die Überlebenden im Unterdeck gefangen und versprachen ihnen, sie laufenzulassen, wenn sie keinen Widerstand mehr leisten würden. Die verletzten Gegner erlösten wir von ihrem Leid, wir konnten ohnehin nicht alle retten und unsere Leute gingen nun mal vor.
Von den ehemaligen Sklaven hatte einer einen Arm verloren und fünf hatten es nicht geschafft. Wir bestatteten sie am Strand. Der Rest hatte nur die üblichen Blessuren und Schrammen nach einem Kampf davongetragen. Wir hatten es wieder geschafft, nun hatten wir zwei Schiffe…

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