Endlich war der Tag gekommen, an dem das Schiff, was wir
ursprünglich angepeilt hatten, ankommen sollte. Unsere erste Beute, das Schiff
hieß „Kleiner Schnapper“, hatten wir hinter der Insel versteckt. Aus Rinandas
Papieren hatten wir erfahren, daß das nächste Schiff „La Perla“ hieß und
hauptsächlich Tabak und Seile übernehmen sollte, Vorräte für die Insel würde
sie nur wenige mitführen.
Immerhin war es nützlich, schon einiges zu wissen, was wir
nicht nur durch Beobachtungen herausfinden konnten. Die ganze Organisation von El
Barrakuda schien sehr genau geplant und dokumentiert zu sein. In Rinandas Hütte
fanden wir auch einen ganzen Stapel Briefe, der offensichtlich dem Kapitän der
Perla mitgegeben werden sollte. Imja erwies sich hier als sehr hilfreich, sie
konnte von uns am besten lesen und hatte auch genug Verstand, um Schlüsse aus
dem Inhalt der Briefe zu ziehen.
Pünktlich mit der aufgehenden Sonne kam die Perla in Sicht
und hielt auf den Steg zu. Wir achteten darauf, am Strand alles normal aussehen
zu lassen. Der Kapitän der Perla und auch Teile der Mannschaft begannen die üblichen
Spottrufe mit der vermeintlichen Wachmannschaft auszutauschen und als die Perla
vertäut war, lies der Kapitän sofort die Gangway hinunter.
So weit so gut, sie schienen keinen Verdacht zu schöpfen.
Wir warteten, daß die ersten Matrosen die Gangway hinunter
und zum Strand kamen. Ich stand bei den Hütten und behielt die Einfahrt der
Bucht um Auge. Als dort der Schnapper auftauchte, zog ich den Säbel hervor und
gab das Zeichen.
Plötzlich sahen sich die Matrosen, die an Land gekommen
waren von bewaffneten Wächtern und Sklaven umringt. Die ersten fielen blutend
in den Sand, bevor noch allen klar war, was hier passierte.
Der Kapitän der Perla, der schon halb die Gangway hinuntergekommen
war, drehte sich um und rief seinen Leuten auf dem Schiff zu, die Aale
klarzumachen. In diesem Moment schlugen aber schon die ersten Bolzen von
unserem Aal auf dem Schnapper ein.
Der Strand war schnell wieder unter unserer Kontrolle, aber
um die Perla mussten wir hart kämpfen und wir konnten froh sein, Unterstützung von
See zu bekommen. Der Schnapper kam längsseits, als wir uns die Gangway
hochkämpften und die Leute von dort enterten nun ebenfalls die Perla.
Trom und ich kämpften uns zum Heck durch. Wir hatten
geplant, den Kapitän möglichst schnell zu überwältigen. Einerseits, um damit
vielleicht die Moral seiner Leute zu brechen und sie zur Aufgabe zu bringen,
andererseits damit ihm keine Gelegenheit blieb, eventuell wichtige Unterlagen
zu vernichten.
Zu zweit stürmten wir in die Kapitänskajüte, als wir ihn auf
dem Achterkastell nicht sahen und tatsächlich stand er an seinem Tisch und
durchwühlte hektisch die Papiere darauf.
Trom machte kurzen Prozess mit ihm. Wir nahmen seinen Säbel
und gingen damit zurück an Deck. Wie erhofft brachte die Kunde vom Tod ihres
Kapitäns die restliche Mannschaft dazu, den Kampf einzustellen. Wir setzten die
Überlebenden im Unterdeck gefangen und versprachen ihnen, sie laufenzulassen,
wenn sie keinen Widerstand mehr leisten würden. Die verletzten Gegner erlösten
wir von ihrem Leid, wir konnten ohnehin nicht alle retten und unsere Leute
gingen nun mal vor.
Von den ehemaligen Sklaven hatte einer einen Arm
verloren und fünf hatten es nicht geschafft. Wir bestatteten sie am Strand. Der
Rest hatte nur die üblichen Blessuren und Schrammen nach einem Kampf
davongetragen. Wir hatten es wieder geschafft, nun hatten wir zwei Schiffe…
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