Mittwoch, 15. Mai 2019

Asleif IX

Wieder einmal stand der harte Kern unserer Unternehmung am Strand. Trom, Imja, Tynda und ich schauten auf unsere Beute, zwei Schiffe, während hinter uns die anderen den Sieg feierten.

Trom meinte, wir sollten so schnell wie möglich, spätestens am übernächsten Tag von hier verschwinden und mit beiden Schiffen nach Skilla fahren. Imja stimmte dem zu und meinte, wir sollten all denen, die nicht mit uns weitermachen wollten, einfach den Schnapper geben und ihres Weges ziehen lassen.

Ich überlegte und stimmte schließlich zu, wandte jedoch ein, wenn sich unsere Wege ohnehin trennten, warum dann alle nach Skilla mitschleppen. Sollten wir uns doch gleich hier trennen und jede Gruppe mit einem Schiff abfahren. Auf diesen Weg einigten wir uns schließlich.

Aber Tynda hatte noch eine andere Frage, nämlich was wir mit den Gefangenen im Bauch der Perla machen wollten. Darüber hatten wir anderen tatsächlich noch nicht nachgedacht. Ich persönlich habe kein Problem damit, jemanden zu töten, der mit der Waffe in der Hand vor mir steht, aber hilflose Gefangene abschlachten? Imja war zwar pragmatischer, aber Trom sah das genauso wie ich und so kamen wir überein, die Gefangenen einfach hier auf er Insel auszusetzen, wenn wir abreisen würden.

Am nächsten Morgen, oder eigentlich eher Mittag, als alle wieder aus dem Feierkoma erwacht waren, riefen wir alle am Strand zusammen und erläuterten unseren Plan. Letztlich wurde es so angenommen, auch wenn einige zuerst gemurrt hatten.

Trom und ich brachten die Gefangenen in eine der Hütten und sperrten sie vorerst dort ein. Wir würden die Tür zum Schluß entriegeln, wenn wir aufbrachen. Tynda und Imja durchsuchten nochmal die Kapitänskajüte des Schnappers, nahmen aber nur die Unterlagen mit, die mit El Barrakuda zu tun hatten. Seekarten hatten wir auf der Perla auch genug und die Wertsachen beanspruchte die andere Gruppe für sich, die erstaunlich schnell einen Kapitän gewählt hatte. Kurz danach brach der Schnapper auf.

Wir anderen beluden die Perla mit Proviant und allen Handelsgütern, die noch auf der Insel waren, befreiten die Gefangenen aus ihrer Hütte und sahen dann auch zu, daß wir wegkamen. Schließlich konnten wir nicht wissen, ob die andere Gruppe nicht irgendwem von uns berichten wollte. Man kann nicht vorsichtig genug sein.

Als wir die Insel hinter uns gelassen hatten, rief uns Trom alle auf dem Mitteldeck zusammen. Er meinte, es sei Zeit, uns einen Kapitän zu wählen, einen Namen zu geben und Regeln festzulegen. Als erstes sollten sich alle der Mannschaft nochmal vorstellen, die das Kapitänsamt beanspruchten. In meinem jugendlichen Übermut stellte ich mich auch in die Mitte und wollte Kapitän werden. Ich mache es kurz: die anderen wählten Trom. Sie wollten einen erfahrenen Mann an der Spitze. Der nahm mich danach bei Seite und sagte, es wäre wirklich besser, wenn ich ein paar Monate oder vielleicht sogar Jahre Erfahrung mehr sammelte. Daher wollte er mich zu seinem ersten Steuermann und damit Stellvertreter machen. Das verkündete er auch gleich der Mannschaft, die das lautstark begrüßte.

Imja wurde Zahlmeisterin und Tynda unsere Bordärztin, auch wenn sie keine wirkliche Ärztin war. Sie hatte uns aber schon auf der Insel einige sehr üble Wunden sehr gut versorgt.
Regeln gaben wir uns nur wenige. Die meisten beschäftigten sich mit der Beuteverteilung und wann der Kapitän die Mannschaft befragen soll über anstehende Entscheidungen.

Einen Namen hatten wir schnell und damit auch einen Jolly. Wir wählten den natürlichen Feind des El Barrakuda: den Schwarzen Kalmar…

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