Mittwoch, 17. Juli 2019

Sivar III

golden. überall.
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Längst ist der Schmerz in der Seite nicht vergangen, auch wenn der Pfeil meinen Körper unlängst wieder verlassen hat.

Zuviele Hände hatten mich durch die Reihen gezerrt. Hatten nicht verstanden, was passiert. Niloufar schließlich findet Leanna, die mich fängt, als ich vor ihr ins Gras sinke.

Geübte Heilerhände entfernen den Pfeil, kippen aus mir völlig unverständlichen Gründen Wasser über meine Seite. Als ich das nächste mal versuche, aufzustehen, gibt Leanna nach. wirft das Heilermesser zur Seite und zieht mich in ihre Arme. Ich spüre ihr Zittern, höre den tiefen Atemzug, den sie nimmt. Ihre Worte jedoch sind nicht das rote Feuer, der Tatendrang, der Schlachtensang, den ich erwartet hatte. Mit ihren Worten blüht mein eigener Weg in mir, spüre ich zum ersten Mal das, was ich anderen bin. Mein eigener Glaube erhebt sich, findet Schwingen, goldene Schwingen und Willen. und Kraft. Wie Sonnenlicht. Wie Wüstenwind. Es ist nicht alles, aber es ist genug. Genug, um stehen zu können. Genug, um laufen zu können. Genug, um diesen standhaften, mutigen, wahnsinnigen Helden meines Weges suchen zu können. Ich suche Worte für meine Dankbarkeit, meinen Stolz auf sie, bin aber nicht einmal sicher, ob ich nicht stattdessen nur Unsinnslaute herausbringe. Leanna nickt nur, Erschöpfung auch in ihren Augen, und schiebt mich in Richtung der Schlacht.

Als ich vorwärts gehe, folgt mir Niloufar auf dem Fuße und ich habe weder Kraft noch Willen genug, ihr zu sagen, sie solle doch bleiben. helfen. heilen. sicher, hier am Rande der Schlacht. Für Worte reicht es immer noch nicht, aber ich greife nach ihrer Hand und sie versteht, dass ich nicht nocheinmal zulassen werde, dass die Schlacht uns trennt.

Dann laufen wir. zwischen allen Linien. suchend, immer suchend. wen ich kenne, den frage ich nach Siwar. doch die, die mich überhaupt hören können, schütteln nur den Kopf. weiter und weiter. Mein Blick wandert über Schlachtfeldrand und Schildwall. über die verschiedenen Truppen des Feindes. und dazwischen. ich ziehe nicht einmal die Waffe. wozu auch. ich halte ja nicht einmal lang genug still, um einen Schlag zu führen oder abzuwehren. Meine Seite brennt noch immer, aber mit keinem Worte, keiner Geste werde ich es erwähnen. es ist nicht wichtig.

Dann endlich. Dort. Hinter all den Kriegern. ihren und unseren. am fernen Rand der Schlacht, kurz vor den Zelten sehen wir ihn. am Boden. der direkte Weg dorthin führt allerdings durch eine Armee drachenloser Roter. die uns, und unsere Schlachtreihen immer weiter fort drängen. ich fluche wie lange schon nicht mehr. Niloufars Hand in meiner erinnert mich allerdings daran, dass ein gewagter Vorstoß im vollen Lauf auch kein valider Plan ist. und so lassen wir uns drängen. treiben mit den Schlachtreihen, nutzen jeden Schritt, jede Lücke, jeden Meter, der uns der anderen Seite näher bringt. ein Ziel nur hatten wir als die Schlacht begann. und ein Meer aus Drachenlosen versucht uns nun daran zu hindern. ein Knurren steigt in meine Kehle, aber nicht der Rote ist es, noch der Grüne, der meine Schritte hier leitet. nicht Jäger noch Krieger an diesem Tag. Hüter nur. eines einzelnen Lebens.

und dann ist der Weg frei. so frei wie er in einer Schlacht eben sein kann. und unser ausweichender Tanz wird zum gradlinigen Lauf. So kurz ist die Strecke eigentlich, so schnell sind wir dort.

Siwar liegt am Boden, Blut tränkt Mantel und Hemd. die stolze Klinge in der Hand. wir sinken neben ihm zu Boden. Niloufar öffnet die Heilertasche, mein Blick zählt die viel zu vielen Wunden unter dem Blut. die Fingerspitzen meiner Hand suchen nach den fühlbaren Zeichen von Atem und Leben in ihm,

und als meine Finger das Blut an seinem Hals berühren, zuckt er. als ich die tiefe Wunde dort finde, öffnet Siwar die Augen. und sieht mich an.

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